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«In Wahrheit Bin Ich Scheu» – Henrike Gerdzen Erklärt Ihr Norddeutsches Wesen

«In Wahrheit bin ich scheu» – Henrike Gerdzen erklärt ihr norddeutsches Wesen

Was kannst du gut?
Henrike Gerdzen: Kochen. Ausserdem bin ich gut in meiner Arbeit, im Texte und Stücke bearbeiten. Ich bin freiberufliche Dramaturgin. Jetzt haben wir eben fürs Theater einen Roman adaptiert.

Du arbeitest und hast zwei kleine Kinder. Hast du noch Zeit für dich?
Nicht wirklich. Die Energie ist meistens weg. Darum guck ich am liebsten fern, zum Beispiel die Küchenschlacht im ZDF und die Serie Homeland. Für viel mehr habe ich gar keine Zeit.

Wann hast du zum letzten Mal geweint?
Das war gestern. Mein Baby hat Blähungen. Es dauert jeden Abend Stunden, bis es einschläft. Ich war am Ende meiner Kräfte. Da habe ich aus Erschöpfung geweint.

Wofür bist du dankbar?
Am dankbarsten bin ich meinen erstgeborenen Sohn. Dafür, dass er so anders ist, so fröhlich, so offen zu andern Menschen. Dafür, dass er mich dazu bringt, mit andern Menschen in Kontakt zu treten. Das macht mich glücklich. (Er hat das Down-Syndrom) und ich find ihn ziemlich toll so wie er ist.

Wenn du ein Buch über dich schreiben würdest. Wie würde der Titel heissen?
Mein Buch würde ich „Lesbisch auf Rügen“ nennen.

Das musst du erklären.
Ich war etwa 16 oder 17 Jahre alt. Meine Freundin und ich hatten die Idee, dass wir das Lesbisch sein austesten wollten. Meine Eltern hatten auf Rügen ein Apartment. Wir fuhren also dahin und wollten uns auf dem Tisch erotisch entkleiden. Der Tisch war aber zum Ausziehen, der fiel dann auseinander. Wir haben dann aufgegeben und festgestellt, dass wir nicht lesbisch sind.

Wie wirkst du auf andere?
Ich wirke arrogant und harsch. Aber das liegt daran, dass ich in Wahrheit scheu bin und aus Norddeutschland komme.

Ich finde nicht, dass du arrogant wirkst.
Doch. Es ist die norddeutsche Art. Wir sind trocken und direkt. Das mögen die Schweizer nicht wirklich.

Und wie bist du in die Schweiz gekommen?
Durch das Studium. Dann habe ich hier den Lucien kennengelernt und ihn mir geschnappt. Die Liebe hielt mich also hier.

Was war dein peinlichster Moment?
Das war in einem ICE-Zug auf der Toilette. Ich musste durch zwei Abteile zurück zu meinem Platz gehen, weil die eine Toilette nicht funktioniert hat. Da guckten mich alle gross an und ich dachte mir wirklich, ich sehe einfach gut aus. Ich habe dann an mir runtergeguckt, um zu sehen wie schön ich bin und hab es dann gemerkt. Ich hatte den Hosenstall und den Knopf meiner Hosen offen. Zudem hatte ich die Hände noch in den Hosentaschen, so dass alles richtig offen war.

Henrike Gerden lebt zusammen mit ihrem Partner Lucien Sadkowski und ihren zwei Kindern Ilnur und Darva in der Siedlung.

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