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«Es Ist Mein Lebenstraum» – Bei Izzo Gaetano Wird Billiard Gespielt

«Es ist mein Lebenstraum» – bei Izzo Gaetano wird Billiard gespielt

Was kannst du gut?

Leute betreuen. Und zuhören. Ich führe eine Billiard-Bar auf gut 200 Quadratmetern in Örlikon, das Golden8. Da höre ich oft zu. In meine Billiard-Bar kommen Leute ab 35 aufwärts. Die erzählen mir manchmal ihre ganze Lebensgeschichte. Ich hab aber auch grossen Spass mit Kindern. Deshalb mache ich bei den Ferienkursen der Stadt Zürich mit. In den Kursen gebe ich meine Tricks zum Billard-Spielen weiter.

Du bist also ein Barbetreiber, bei dem man beim Bier gleich auch noch eine Lebensberatung erhält?

So weit würde ich nicht gehen. Wir tauschen aus, ich höre zu. Es kommen viele treue Menschen zu mir, auch einige Persönlichkeiten. Schriftsteller Franz Hohler etwa, oder Stadtpräsidentin Corinne Mauch war schon da. Ich pflege auch Kontakte zu einigen Auswanderern, ein Forscher aus dem MIT in Bosten taucht immer mal wieder auf, ein Musikproduzent aus Südafrika, Ali aus Kanada. Das sind Freundschaften, die ich begleite.

Wie bist du drauf gekommen, eine Billard-Bar zu betreiben?

Nach Abschluss meiner Lehre als Elektromonteur wusste ich nicht genau, was machen. Ich hab dann zwei Jahre in einem Billardcenter gearbeitet, zufällig. Später war ich zwar wieder lange Zeit in verschiedenen Elektrik-Berufen tätig, aber das Billard hat mich nie mehr losgelassen. Ich hatte nebenbei immer meine Billard-Sportschule. Die war nicht öffentlich zugänglich. 2006 habe ich mich dann selbstständig gemacht und ein Billardcenter eröffnet.

Der Tag X, an dem man sich selbständig macht. Das braucht Mut.

Den Tag X gibt es so nicht. Das ist ein Prozess. Schon als Festangestellter habe ich immer einen Tag pro Woche in Billard investiert. Am Anfang des Billiardcenter-Projekts waren wir zu dritt. Mein Zögling, ein Kollege und ich. Doch der Zögling ist ausgestiegen, weil er international gespielt hat und sich ganz auf den Sport konzentrieren wollte. Der wurde dann auch Vize-Europameister. Und der Kollege ist dann auch ausgestiegen. Ich hab es dann alleine durchgeboxt. Ich wollte meinen Traum, etwas Schönes für die Leute zu machen, verwirklichen.

Also hat es doch Mut gebraucht.

Ja schon. Aber der Businessplan war eben vor meiner Nase. Also habe ich mein ganzes Geld investiert. Meine ganze Pensionskasse. Ich hatte eine Anlage auf 800 Quadratmeter, gross wie eine Kathedrale. Sogar eine amerikanische Zeitung kam zu mir, um darüber zu schreiben. Schweizer Medien hat es lustigerweise nie interessiert. Am Anfang war alles grossartig.

Nur am Anfang?

Dann kam die Krise, zwischen 2009 und 2011. Die Banken waren im Loch. Die Leute waren verunsichert. Hinzu kam das Rauchverbot, das Pokerverbot. Und: Die neue Generation spielte plötzlich nur noch elektronisch Billard, die Jungen gingen nicht mehr aus dem Haus. Ausserdem braucht Billard Platz. Darum sind alle Center aus den teuren Grossstädten verschwunden. Auch ich musste schliessen, Ich war auf Null, obwohl ich 7 Tage in der Woche Tag und Nacht gearbeitet habe.

Aber du hast nicht aufgegeben und hast eine Billardbar eröffnet.

Ich hab einfach lernen müssen, dass so ein Unternehmen nicht nur von meiner Arbeit und meiner Leidenschaft abhängt, sondern dass es auch äussere Einflüsse gibt. Man bekommt immer wieder eins auf die Nase. Heute habe ich viele Standbeine. Ich organisiere Anlässe, mache die Schweizer Generalvertretung von Billiardprodukten, gebe Privatstunden, führe Ferienkurse fürs Sportamt durch.

Lebst du gut davon?

Ich habe immer noch einen Hungerlohn, wenn man die Zeit rechnet, die ich investieren muss. Es braucht immer noch Mut und Energie. Aber die persönliche Befriedigung ist gross. Es ist mein Lebenstraum. Den lasse ich nicht platzen.

Gaeatano Izzo lebt zusammen mit seiner Frau Bernadett Izzo und seiner Tochter Daria in der Siedlung.

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